Samstag, 27. Dezember 2014

48. Die Bedeutung der Theory of Mind

48.    Die Bedeutung der Theory of Mind

Wohlmeinende Menschen sind bemüht und willens, ihr Verhalten von der Maxime leiten zu lassen, die in diesem Sprichwort ausgedrückt wird:

Was Du nicht willst, daß man Dir tu,
das füg auch keinem anderen zu.


Dieses Sprichwort drückt aus, daß man sich am besten von Empathie, aber auch von Projektionen leiten lassen soll.
Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Zur Empathie gehört auch die Reaktion auf die Gefühle Anderer wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfsimpuls.

http://de.wikipedia.org/wiki/Empathie

In einem erweiterten und verallgemeinerten Sinn sind ist eine Projektion nicht nur ein Abwehrmechanismus, sondern ein Ausdruck dafür, daß Menschen direkt von sich auf andere schließen.    Da es dafür keinen besseren Ausdruck gibt, verwende ich diese reduzierte Definition der Projektion:
Der Begriff Projektion umfasst .....  die Abbildung eigener Emotionen, Affekte, Wünsche und Impulse......... Eine solche Projektion richtet sich auf andere Personen, Menschengruppen, Lebewesen oder Objekte der Außenwelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Projektion_%28Psychoanalyse%29

Bei der Empathie geht es mehr um den Aspekt des Mitfühlens, bei den Projektionen dagegen mehr um Annahmen über Denk- und Bedürfnisstrukturen und Verhaltenstendenzen.  Empathie ist deshalb fast nur die Welt wohlmeinender Menschen. 

Empathie und Projektion sind um so erfolgreicher,  je ähnlicher die interagierenden Menschen sich sind. 
  
Ungeeignet als Leitlinie für angemessenes Verhalten sind Empathie und Projektion, wenn Menschen
  • sehr unterschiedlich sind.  Besonders deutlich wird das zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen.
  • sich gar nicht oder so wenig kennen, daß Ähnlichkeit oder Unterschiedlichkeit nicht erkennbar sind.   Das ist dann der Fall, wenn bei Onlineplattformen die interagierenden Personen sich nicht persönlich kennen.  
Wenn auf Empathie und Projektion basierendes Verhalten scheitert, merkt das allerdings meistens nicht derjenige, der sich proaktiv verhält, sondern der Empfänger des Verhaltens.    

Empathie und Projektion sind meistens spontan, impulsiv, intuitiv, unreflektiert.   Wenn sich jemand davon leiten läßt, dann als subjektive Selbstverständlichkeit, weil es ihm nicht in den Sinn kommt, Alternativen in Betracht zu ziehen.


Wenn Empathie und Projektion nicht geeignet sind, wird stattdessen eine gut funktonierende Theory of Mind (ToM) benötigt.    
Theory of Mind (ToM), auch native Theorie, bezeichnet in der Psychologie und den anderen Kognitionswissenschaften die Fähigkeit, eine Annahme über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen vorzunehmen und diese in der eigenen Person zu erkennen, also Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen zu vermuten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Theory_of_Mind

Das Prinzip bei der ToM ist das informierte, überlegte und zielgerichtete Verhalten.    Die Grundannahme ist dabei, daß man von selbst nicht wissen kann, wie der andere behandelt werden möchte.    Deshalb ist es erforderlich, sich zuerst proaktiv darüber zu informieren.     Die beste Methode ist direktes Nachfragen.    Falls das nicht möglich ist, lassen sich gegebenenfalls auch andere Informationsquellen benutzen.   

Der wohlmeinende und gutwillige Mensch orientiert sich in seinem Verhalten an diesen Informationen.   Solange er keine Informationen hat, vermeidet er alles Verhalten, so das möglich ist.    Sobald er weiß, daß er den anderen nicht nach dessen Wünschen behandeln kann, vermeidet er den Kontakt.  

Eine gute ToM ermöglicht es wohlmeinenden Menschen, miteinander oder nebeneinander auszukommen.  Ein Gegeneinander läßt sich damit bewußt vermeiden.


Bei bösartigen und gehässigen Menschen sieht die Situation anders aus.   Einen Grund zur Vorsicht, um Schaden bei anderen zu vermeiden, haben sie ja gerade nicht.   Stattdessen praktizieren sie soviel an Gegeneinander, wie ihnen möglich ist.    Projektion ist dabei auch eine Methode.  In diesem Fall wird die Regel aus dem Sprichwort einfach umgekehrt.   Jemand tut also anderen genau das an, was er selbst nicht erleben möchte.    Eine gute ToM verschlimmert die Effekte von Bösartigkeit, weil dadurch das schädigende Verhalten besser an die Person des Opfers angepaßt wird als bei der Projektion.

 
Online erlebe und beobachte ich ein allgemeines Gegeneinander.    Das ist einerseits der Ausdruck weit verbreiteter Bösartigkeit, aber leider zusätzlich auch oft das Ergebnis von Ahnungslosigkeit und Gedankenlosigkeit.    
Antagonismus und Konfrontation sind schon so weit zur sozialen Norm im Web gemacht worden, daß auch wohlmeinende Menschen zu oft als selbstverständlich annehmen, das Prinzip des Gegeneinander wäre allgemeingültig und selbstverständlich.

Umdenken ist erforderlich:
 

 Ja zum Miteinander oder Nebeneinander

Nein zum Gegeneinander


Nein dazu, daß den Menschen, die nur das Miteinander oder Nebeneinander möchten, die Entscheidung dazu nicht überlassen bleibt.   
Nein dazu, daß Menschen bedrängt und belästigt werden, mit dem Ziel, sie entweder zu aktiven Gegnern zu machen oder zu vertreiben.