Donnerstag, 1. Januar 2015

49. Der logische Widerspruch zwischen Dominanz und Austausch auf Augenhöhe

49.  Der logische Widerspruch zwischen Dominanz und Austausch auf Augenhöhe

In einer Zuschrift auf eine meiner Partnersuchanzeigen stand dieser Satz:
In diesem Bereich [Erotik und Sexualität] neige ich ein wenig zur Dominanz, immer auf Augenhöhe.

Dieser logische Widerspruch hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, was Dominanz eigentlich ist.  

1.   Der Unterschied zwischen Dominanz und einer Austauschbeziehung auf Augenhöhe

Dominanz bedeutet, daß der Dominierende
  • körperliche, wirtschaftliche, institutionelle oder situative Macht hat
  • seinen Willen einer anderen Person aufzwingt, die damit erkennbar nicht einverstanden ist.  
    Das kann durch Ausübung von Gewalt geschehen, oder weil aufgrund der angedrohten Gewalt die Person keinen Widerstand leistet
  • sich dazu berechtigt fühlt, seinen Willen durchzusetzen
  • von der dominierten Person nicht beeinflußt werden kann

Eine Austauschbeziehung auf Augenhöhe zwischen zwei Partnern bedeutet, daß
  • kein Machtgefälle zwischen ihnen besteht
  • sie sich darüber einigen, wie sie miteinander umgehen
  • sie die beiderseitigen Wünsche und Bedürfnisse als gleichberechtigt ansehen
  • daß sie sich proaktiv darüber informieren und danach richten, wie der andere behandelt werden möchte

Deshalb sind oberflächlich gleiche Verhaltenssequenzen nicht immer Ausdruck der gleichen Konstellation, wenn eine Person X die Bedürfnisse einer Person Y erfüllt, ohne selbst auch dieses Bedürfnis zu haben, entweder generell nicht, oder nicht zu diesem Zeitpunkt.    Dabei ist es gleichgültig, um welche Art von Bedürfnissen es sich handelt.   
  • Es ist eine Dominanzsituation, falls Person X keine Alternative hat und das gezwungenermaßen tut. 
  • Es ist eine Austauschbeziehung, falls Person Y im Gegenzug auch einseitige Bedürfnisse von X erfüllt.  Das kann zu einem anderen Zeitpunkt sein.  Es kann sogar sein, daß das gleiche Verhalten bei beiden unterschiedliche Bedürfnisse erfüllt.  Entscheidend ist, daß X sich bewußt und frei dafür entschieden kann, die einseitigen Bedürfnisse von Y zu erfüllen oder nicht. 

Dominiert zu werden ist logisch niemals eine freie Entscheidung der dominierten Person, hingegen ist es von Seiten des Dominierenden eine bewußt etablierte Situation.   
Wird eine Situation freiwillig akzeptiert, in der nur einer entscheidet und bestimmt, dann ist das eine asymmetrische Austauschbeziehung.  
Frauen wurden und werden in manchen Gesellschaften und Situationen durch die Verweigerung von Bildung und durch andere psychische Deformationen während ihrer Kindheit dazu gebracht, daß sie in der Unterwerfung unter einen tatsächlich überlegenen Mann Erleichterung von der anerzogenen Hilflosigkeit finden.  In diesem Fall ist das nicht eine von einem individuellen Mann angestrebte Dominanz, da auch der Mann keine eigene Entscheidung hat.   Diese Form der Asymmetrie ist der Ausdruck extremer gesellschaftlicher und kultureller Frauenfeindlichkeit und Frauenverachtung.     


2. Einflußfaktoren auf die männliche Entscheidung für entweder Dominanz oder Austauschbeziehung auf Augenhöhe

Dominanz erfordert wesentlich weniger Intelligenz und Rationalität als ein gerechter und ausgewogener Austausch.    
Dominanz ist im Grunde tierisches Verhalten, nur fehlt bei dominierenden Tieren das Problembewußtsein aus der obigen Definition dafür, ob Verhalten gerechtfertigt werden kann und muß.     Auch handelt das dominante Tier ohne Bewußtsein für das mangelnde Einverständnis des dominierten Tieres.   
Da die meisten Männer körperlich stärker sind als ihre Partnerin, ist die Möglichkeit zur gewaltsamen Durchsetzung von Bedürfnissen selbst bei schwachsinnigen Männern vorhanden.   

Die Befähigung zu einer erfolgreichen Austauschbeziehung ist hingegen abhängig von der Intelligenz, Rationalität und Bildung, von denen die Kommunikationsfähigkeit abhängt.   
  • Ein dominantes Tier in Menschengestalt vergewaltigt unwillige Frauen, außerhalb und innerhalb einer Beziehung.    Ein etwas weniger brutaler, dominanter Mann erpreßt seine Partnerin mit der Drohung, fremdzugehen oder sie zu verlassen, falls sie nicht für alle seine Bedürfnisse auf Befehl zur Verfügung steht.
  • In einer Austauschbeziehung auf Augenhöhe sind sich beide darüber im Klaren, daß aufgrund physiologischer Unterschiede der Mann die stärkeren körperlichen Bedürfnisse hat, während für die Frau häufig ein großes Bedürfnis nach intellektuellen und emotionalen Gemeinsamkeiten im Vordergrund steht. 
    Deshalb einigen sich beide auf eine gerecht ausgeglichene wechselseitige Bedürfnisbefriedigung.
    Er ist bereit, mit ihr ausreichend Zeit mit nähefördernden gemeinsamen Aktivitäten zu verbringen.   Das können Museumsbesuche, Theateraufführungen, Konzerte, Vollmondwanderungen sein, oder was sonst beide gerne zusammen tun.   Sie sorgt im Gegenzug dafür, daß er niemals in den Zustand kommt, in dem er sich aufgrund unbefriedigter sexueller Triebe unwohl fühlt.   
    Das tut sie nicht nur aus selbstloser Liebe zu ihm, sondern auch in ihrem eigenen Interesse.    Ein von unbefriedigten Trieben geplagter Partner ist ein wenig geeigneter Begleiter für kulturelle Aktivitäten.    Sie weiß, daß es unsinnig ist, einem unbefriedigten Begleiter Selbstkontrolle zuzumuten, anstatt ihm einfach das zu geben, was er braucht.  

Es ist traurig aber wahr.   Wenn Männer kognitiv von den intellektuellen Anforderungen einer Austauschbeziehung auf Augenhöhe überfordert sind, fallen sie auf die tierische Ebene der Dominanz zurück.  
Daß sich Dominanz evolutionär aufgrund körperlicher Unterschiede zwischen den Geschlechtern erklären läßt, rechtfertigt Dominanz nicht.  
  • Dominante Männer sind eine Bedrohung, vor denen ich mich fürchte wie vor wilden Tieren und denen ich niemals vertrauen könnte.    Die Anmaßung von Dominanz ist eine nicht akzeptable Abwertung, Degradierung und Demütigung.  
  • Hingegen ist es aufgrund der evolutionär entstandenen, drastischen physiologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern erforderlich und unvermeidlich, daß eine Austauschbeziehung zwischen Lebenspartnern die wechselseitige Erfüllung sehr unterschiedlicher Bedürfnisse beinhaltet.    Das ist, was ich bei einem Partner suche und biete.