Montag, 12. Januar 2015

53. Wieso ein Monster zum Vorbild werden konnte

53.   Wieso ein Monster zum Vorbild werden konnte

1.  Beschreibung des Verhaltens

  • Sexuelle Kontakte eines Mannes mit einem neunjährigen Mädchen werden zu Recht als Mißbrauch bezeichnet.  
Eigentlich reicht das schon aus, um deutlich zu machen, daß dieser Mann, des weiteren M. genannt, sich nicht zum Vorbild eignet.   

Aber das ist noch lange nicht alles.   
  • Schon im Alter von sechs Jahren wurde dieses Kind mit ihm zwangsverheiratet.    
  • Zu diesem Zeitpunkt war M. schon verheiratet.   Seiner ersten Ehefrau wurde damit die Polygamie aufgezwungen.  
  • Seine erste Ehefrau war 15 Jahre älter als er und durch diese Heirat hatte er große materielle Vorteile.
  • Im Verlaufe seines weiteren Lebens war er dann noch mit vermutlich bis zu acht Frauen gleichzeitig verheiratet.  
  • Darüber hinaus hatte er Konkubinen und Sklavinnen unter seiner Kontrolle.  
  • M. war auch ein Krieger, von dem grausames Verhalten gegenüber Besiegten und deren Angehörigen bekannt ist. 
Ich betrachte einen solchen Mann als ein Monster.   Denn er hatte nicht nur die Macht und damit die Möglichkeit, grenzenloses Leid über andere zu bringen, er hat seine Macht auch erfolgreich dafür eingesetzt, seine egoistischen Bedürfnisse grausam, rücksichtslos und verantwortungslos auszuleben. 
Er war ganz offensichtlich selbst so sehr von der Gerechtfertigtheit seines Tuns überzeugt, daß er sich nicht nur in seinem eigenen Verhalten von seinen tierischen Trieben hat hemmungslos leiten lassen.  Aus diesem Verhalten leitete er sogar religiöse Vorschriften für das Verhalten anderer Männer ab.

2.  Die Erfindung des Gottes

Männer wie M. hat es im Verlaufe der Geschichte sicherlich sehr viele gegeben, die meisten sind vergessen worden.   M. hingegen hat langfristigen Schaden angerichtet.  Ihm gelang es, seinen rationalen Verstand als Werkzeug einzusetzen, um dadurch mehr Erfolg bei der Durchsetzung seiner Triebe zu haben.   

M. erfand einen Gott.   Dieser Gott hatte dabei mehrere Funktionen:
  • Sein Gott hatte ihm angeblich sein Verhalten befohlen und deshalb konnte M. diesen Gott für sein Verhalten verantwortwortlich machen.   Insoweit M. fähig war, Empathie für seine Opfer zu empfinden, oder die unmißverständlichen äußerlichen Zeichen von deren Leiden wahrzunehmen, war das trotzdem für ihn selbst kein Grund, sein eigenes Verhalten zu ändern.   Was sein Gott zuließ, das schrieb er diesem als dessen Wille zu. Wegen der angeblichen göttlichen Unfehlbarkeit konnte auch das angeblich gottgewollte Leiden von M.s Opfern nur richtig sein.  
    M. folgte also rücksichtslos seinen tierischen Instinkten, glaubte aber, diese wären gottgewollt.   
  • M. beanspruchte das ungehemmte Triebausleben nicht als persönliches Privileg, er erklärte es vielmehr als das Recht aller Männer.  Das machte es einfach, viele Männern als Anhänger für diese Religion zu gewinnen. 
    Wer selbst hemmungslos pädophil und polygam sein durfte und es deshalb oft auch war, und wer dabei das Leiden der Opfer nicht erkennen wollte, dem fehlte ein ausreichender Grund, ihren eigenen Töchter und Schwestern dieses Elend zu ersparen. 
  • Die Furcht der Frauen vor einem strafenden Gott vereinfachte die männliche Machtausübung.  Zwar reichte allein die körperliche Überlegenheit der meisten Männer schon aus, um auch unwilligen Frauen die rücksichtslose Triebbefriedigung  aufzuzwingen. Für manche war die erste Unterwerfung einer Frau sogar ein Erfolgserlebnis der Machtausübung.  Aber für viele Männer war eine sich widersetzende und sich sträubende Frau weit weniger angenehm als ein aus Angst vor der Strafe Gottes sich willig und demütig unterordnendes Opfer.          
M. hat vor ca. 1400 Jahren gelebt.    Aber er ist bis heute für Millionen Männer ein Vorbild.    Dafür gibt es eine Erklärung.

3.   Evolutionäre Erklärung

Im Sinne Darwins sind die Tiere am fittesten, die die meisten Nachkommen haben und deren Gene sich am stärksten verbreiten.   Dabei ist das subjektive Erleben der Opfer immer dann kein Einflußfaktor, wenn es keine Auswirkung auf den Fortpflanzungserfolg hat, weil die Opfer keine Möglichkeit haben, Leiden und Schaden zu vermeiden.    
Opfer sind dabei nicht nur die Frauen, die gegen ihren Willen geschwängert werden.   Opfer sind auch all diejenigen, die mit Gewalt an der Fortpflanzung gehindert werden, entweder direkt durch Tötung, oder indirekt durch erzwungenen Mangel an Ressourcen.   
M. ist das Paradebeispiel für den Aspekt darwinscher Fitness, bei dem es um ungehindertes und uneingeschränktes Fortpflanzungsverhalten geht.  

Diese Fitness ist aber lediglich eine Beschreibung einer Verhaltensdisposition. Für Menschen, deren Verstand es ihnen ermöglicht, individuelles Wohlergehen als Wert zu erkennen, ist das Vermeiden von Leiden ein höheres Ziel als die Fortpflanzung. Deshalb ist diese Verhaltensdisposition nicht automatisch auch akzeptabel.   Sie ist vielmehr oft eine zu bekämpfende Bedrohung.    

Das vom Fortpflanzungsinstinkt bereitgestellte Verhaltensmuster führt, falls es keinerlei Hindernisse gibt, zu solchem Verhalten, wie das von M.  Hindernisse können beim Menschen entweder extern sein, also legale und soziale Grenzen, oder aber kulturelle und vor allem auch mentale Bedürfnisse.   Immerhin gibt es eine Minderheit von Menschen, die zwar starke Bedürnisse nach kognitiv-emotionalen, monogamen Bindungen haben, aber keine oder nur eine nachrangige nach Fortpflanzung.  
M. ist deshalb ein Prototyp von jemand, der die Möglichkeit hatte, im Sinne der darwinschen Fitness alle instinktiven Triebe ungehindert auszuleben, sowohl direkt beim Fortpflanzungsverhalten als auch bei der Grausamkeit im Kampf um Ressourcen und gegen andere Männer.   Ein Ideal ist sein Leben für diejenigen Männer, die ähnlich wie M. von Trieben bestimmt sind.

4.  M. als Vorbild für heutige Männer

Für diejenigen Männer, die M. als Vorbild verehren, ist er viel mehr als nur ein Vordenker.  Er ist die personifiziere und vorgelebte Rechtfertigung für jede Form von rücksichtslosem Ausleben von Instinkten.    

Die heutigen Anhänger und Verehrer von M. sind Männer, die sich nur äußerlich und gezwungenermaßen den Gesetzen und Regelungen der aktuellen Lebensbedingungen in ihren Wohnländern unterwerfen. Sie betrachten diese ihnen auferlegten Verhaltensbeschränkungen nicht als für alle Menschen faire Regeln für ein friedliches Zusammenleben.    Daß sie daran gehindert werden, so zu leben, wie M. es ihnen vorgelebt hat, erleben sie als Beeinträchtigung.  Sie sind nicht in der Lage, das durchzusetzen, was sie beanspruchen.  Je mehr vor allem die Gleichstellung von Frauen gesetzlich geregelt ist, desto mehr fühlen sie sich um ihr angebliches Geburtsrecht auf ungehinderte Triebbefriediung betrogen.  

M. als Vorbild und als Sprachrohr eines sein Verhalten vorschreibenden Gottes gibt seinen Anhängern etwas extrem wertvolles:  Sie fühlen sich berechtigt, sich so zu verhalten wie er, wann immer und inwieweit sie es durchsetzen können oder keine Konsequenzen zu befürchten haben.   Ihr Verhalten wird nur durch äußere Hindernisse beschränkt, nie durch Rücksicht auf Opfer.   Diese Rücksicht gab es im Leben des M. ja auch nicht.   

Für M. war diese Rücksicht keine Option, weil er vor immerhin 1400 Jahren unter anderen gesellschaftlichen Bedinungen lebte.   Je weniger jemand gebildet und rational ist, desto weniger inneren Abstand hat er von seiner tierischen Verhaltensdispositionen, desto selbstverständlicher erlebt er diese, desto wenige kommt es ihm in den Sinn, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen.   
Vermutlich erlag damals jemand leichter dem Irrtum, daß Frauen angeblich nur als Objekte für die männliche Triebbefriedigung existieren, weil nahezu alle Männer das in Ordnung fanden und sich viele entsprechend verhielten.  Das erschwerte es, die Leiden der Opfer wahrzunehmen und nicht zu unterschätzen.   

5.  Denk-, Wahrnehmungs- und Verhaltensalternativen

Wer heute lebt und den allgegenwärtigen Medien ausgesetzt ist, der kann fast überall auf der Welt nicht völlig vermeiden, mit der Denkalternative konfrontiert zu werden, daß Frauen Verhalten wie das eines M. nicht freiwillig wählen und leiden, falls es ihnen aufgezwungen wird.    
Sobald ein Mann das zur Kenntnis nimmt oder sogar anerkennt, muß er sich von da an bewußt für eine der Verhaltensalternativen entscheiden. Denn wer wissentlich und aufgrund einer freien Entscheidung anderen Menschen Leid zufügt, gerät in erhebliche psychische Konflikte, es sei denn, er ist ein Psychopath.
  • Wer Frauen als gleichwertige, gleichberechtigte Menschen ansieht und ihnen den Anspruch auf Rücksicht, Respekt und Schonung zubilligt, der kann das Verhalten von M. nur entschieden ablehnen.   Er bekämpft alle seine eigenen Instinkte, die Schaden und Leid verursachen würden.
  • Wer aber von starken Trieben bestimmt wird und sich deshalb nicht durch das Leiden der Opfer am rücksichtslosen Ausleben hindern lassen möchte, der braucht dafür einen starken Rechtfertigungsgrund. 
    Die Kombination aus einem abstrakten Gott und einem ihr Wunschverhalten vorlebenden M., der mit göttlicher Autorität zum Verhaltensvorbild bestimmt wurde, erfüllt diesen Zweck seit 1400 Jahren mit großem Erfolg.  
 6.   Frauen

Daß Männer sich gerne so verhalten wie M., läßt sich mit der darwinschen Fitness gut erklären. In die Frauen, die ein Monster wie M. verehren, kann ich mich nicht hineinversetzen.  Aber es gibt wohl auch dazu eine, wenn auch weniger überzeugende Erklärung.
Wenn bei Frauen dreierlei zusammenkommt, dann könnten Frauen sich so ausschließlich mit ihrem Nachwuchs verbunden fühlen, daß es ihnen völlig gleichgültig ist, wer der Mann ist, von dem sie zwar möglichst viele materielle Vorteile bekommen aber mit dem sie gleichzeitig möglichst wenig Umgang haben möchten.     
  • Sie haben selbst einen sehr stark ausgeprägten Fortpflanzunginstinkt, den sie als Kinderwunsch und als Erfüllung in der Aufzucht erleben
  • Sie haben sehr wenig formale Bildung und sie haben keine Vergleichsmöglichkeit.  Sie kennen nichts, was für sie interssanter wäre als die Beschäftigung mit ihren Kindern.  Das ihr Lebensinhalt und sie wünschen sich deshalb nichts anderes. 
  • Ihre Erziehung fand statt in einer Kultur, in der Hilflosigkeit und Unterwerfung unter unvermeidliche Gewalt zu früh verinnerlichter Dozilität und Resignation geführt hat.  Das wird zusätzlich verstärkt, wenn die Angst vor einem strafenden Gott Erdulden als einzige Option erscheinen läßt. 
7.  Die Verteidigung eines Denkfehlers
Wer M. kritisiert oder lächerlich macht, der bedroht also viel mehr als nur eine absurde Figur aus einer überflüssigen Religion.  Das Verhalten von M. eignet sich je mehr als Rechtfertigung für das eigene triebhafte Verhalten und die Grausamkeit gegenüber den Opfern, je höher und entrückter M. jenseits von allen Zweifeln, als absolute Verhaltensinstanz wahrgenommen werden kann.   
Wer mit Karikaturen M. von seinem Podest holt, der tut viel mehr als nur das.   Er bedroht die unangezweifelte Rechtfertigung für all das, was im Namen von M. und von dessen Gott an Leid, an Qualen, an Schaden zugefügt wird.    
Der Haß der Anhänger von M. richtet sich gegen die Bedrohung, den Denkfehler zu verlieren, der sie bisher in die Lage versetzt, gleichzeitig hemmungslos ihre Triebe zu befriedigen und sich trotzdem als gottesfürchtige Gutmenschen zu fühlen.   Bei der Verteidigung dieses Denkfehlers schrecken sie vor nichts zurück.