Dienstag, 28. Oktober 2014

29. Gedanken zu Toleranz, Kompromissen und Humor

29.   Gedanken zu Toleranz, Kompromissen und Humor

Als Reaktion auf meine Partnersuche wird mir immer mal wieder nahegelegt, ich bräuchte mehr Toleranz, ich sollte zu mehr Kompromissen bereit sein und ich sei humorlos.  

Aber Kompromisse und Toleranz sind zwar dann die richtigen Mittel zum friedlichen Miteinander, wenn es um den Umgang mit Menschen geht, mit denen man nicht kognitiv-emotional verbunden ist.    Je mehr es um Nähe und Verbundenheit geht, desto ungeeigneter sind Kompromisse und Toleranz, wenn anders eine Beziehung nicht möglich ist.

Kognitiv-emotionale Nähe ist die Nähe, die nur durch Wissen um das entsteht, was man nicht durch den äußerlichen Kontakt mit einem Körper sehen, hören, riechen oder ertasten kann.    Diese Nähe beruht auf Gemeinsamenkeit und Gleichgesinntheit beim Wertesystem, bei den Überzeugungen, Ansichten, Einstellungen, Interessen und mentalen Bedürfnissen. 

1.  Quantitativer Kompromiß
Hier gewinnen beide etwas, nur nicht ganz soviel, wie sich jeder wünscht.    Wenn einer lieber in die Berge möchte und der andere lieber ans Meer, haben beide immer noch eine schöne Zeit miteinander, auch wenn sie die Hälfte der Zeit das tun, was der andere sich wünscht.    Diese Art von Kompromiß ist in jeder Beziehung sehr wichtig, auch für die kognitiv-emotionale Nähe.  

2.  Qualitativer Kompromiß
Hier geht es um ganz oder garnicht Alternativen.  Beide Partner akzeptieren einen Verzicht oder eine Belastung, die sich nicht quantifizieren lassen.  Jemand kann entweder ein eigenes Kind wollen oder nicht.   Ein halbes Kind ist nicht möglich.  
Diese Form von Kompromiß kann nur funktionieren, wenn keiner dabei große und schmerzhafte Opfer bringen muß und wenn beide in der Summe dabei weit mehr gewinnen als sie geben müssen.  
Es kann jemandem leicht fallen, seine Lieblingsmusik über Kopfhörer zu hören statt zusammen, während es fast immer ein zu großes Opfer wäre, ein Haustier abzugeben.  
Bei dieser Form von Kompromiß ist es deshalb sehr wichtig, sich über die subjektive Tragweite für den anderen bewußt zu sein, bevor man Kompromisse vorschlägt oder erwartet.    
Je größer das Opfer, desto weniger passen beide zusammen und desto weniger kann kognitiv-emotionale Nähe entstehen.  Falls ein Kompromiß Opfer verlangt, ist es meistens besser, keine Beziehung einzugehen.  

3.   Benutzende Toleranz
Benutzende Toleranz ist dann gegeben, wenn Menschen sich durch Instinkte und Geschlechterrollen bei der Partnerwahl leiten lassen, obwohl Gegensätze die kognitiv-emotionale Nähe verhindern.   
Wer etwas sorgfältig durchdacht hat und zu der Überzeugung gekommen ist, daß es richtig ist, kann logischerweise nicht an sich und an andere unterschiedliche Maßstäbe anlegen, falls er sie als gleichwertig und gleichranging akzeptiert oder akzeptieren möchte.   In diesem Fall gilt das, was jemand für sich selbst als richtig ansieht, auch für andere.   Wer anderen herablassend zubilligt, was er bei sich selbst nicht zuläßt, der mißt sich und andere mit zweierlei Maß, der stellt sich mit den strengeren Maßstäben über die andere Person.   
Wer z. B. für sich klar erkannt hat, daß Religion dumm und ein Defekt des Denkens ist, für den gilt das auch für andere.   Der kann deshalb nur eine ebenfalls nichtreligiöse Person so weit als gleichrangig respektieren, um kognitiv-emotionale Nähe zu erleben.
  
Wer aber bewußt unüberbrückbare mentale Gegensätze mit vorgeblicher Toleranz übergeht und als unwichtig betrachtet, der zeigt damit, daß er den anderen nicht als gleichwertig respektiert.  Wenn er in diesem Fall trotzdem eine Beziehung eingeht, benutzt er den anderen.   Dies ist bei der durch Instinkte und Geschlechterrollen determinierten Partnerwahl häufig so.  Der Mann möchte einen Frauenkörper zum Dauergebrauch, die Frau einen gesicherten höheren Lebensstandard.  

4.  Toleranz durch Distanz
Bei dieser Form von Toleranz läßt man jeden das tun und lassen, wovon man selbst nicht betroffen ist, und man verhindert betroffen zu werden, indem man sich von ihm fernhält.  Es ist die beste Methode für ein friedliches Miteinanderauskommen im Alltag mit all den Menschen, mit denen man nur oberflächlichen Kontakt hat und möchte.  
Diese Toleranz ist nicht möglich, wenn man kognitiv-emotionale Nähe möchte. Es ist keine Option für eine Beziehung. Trotzdem gehen gelegentlich Menschen eine Beziehung ein, weigern sich aber, zusammenzuleben, weil die Gemeinsamkeiten nicht einmal dafür ausreichen.   Wenn ein Mann zwar regelmäßig und ohne Mühe Zugang zu einem weiblichen Körper möchte, aber sich weigert, den Alltag zu teilen, dann ist das noch schlimmer als benutzen, dann ist das eigentlich eine Form des Mißbrauchs.
 
5.  Ausgleichende Toleranz
Bei dieser Form der Toleranz wird ein anderer als gleichwertiger Mensch behandelt, obwohl er unverschuldet besondere Bedürfnisse oder Belastungen mitbringt.   Wer eine Beziehung eingehen möchte mit jemandem, der in einer solchen Situation ist, muß sich darüber im Klaren sein, ob er damit umgehen kann.    Wenn jemand also z. B. besondere Rücksicht braucht aufgrund einer Krankheit, benötigt er diese ausgleichende Toleranz.    Wenn aber jemand sich selbst in eine belastete Situation gebracht hat, z. B. durch Kriminalität, dann ist Toleranz oft einfach nur dumm.  



Deshalb ist für mich im Rahmen der Partnersuche jegliche Betonung von Kompromissen und Toleranz ein gewaltiges Warnzeichen.    Wenn ein Mann das fordert, dann bedeutet das implizit, daß es ihm in erster Linie um Zugang zu einem weiblichen Körper geht, während die kognitiv-emotionale Nähe kein Ziel ist.   Wenn er denn überhaupt weiß, was das ist.   


Aus dem gleichen Grund macht mich auch die Überbetonung des Humors mißtrauisch.  Wenn alles gut ist, dann kann man sich so daran erfreuen, wie es ist.   Humor ist hingegen um so wichtiger, je mehr man versuchen muß, mit unangenehmen, schwierigen, bedrohlichen oder lästigen Situationen unbeschadet umzugehen.   Wer darunter zu leiden hat, daß er von einem unpassenden Partner benutzt wird, für den ist Humor eine Methode, das zu ertragen.   Deshalb befürchte ich, daß jemand vor allem dann Humor bei der Partnerin erwartet, wenn er sie auf ihren Körper reduziert.

Ich suche einen Partner für eine Beziehung, bei der Gleichgesinntheit und quantitative Kompromisse ausreichen für eine glückliche und harmonische Beziehung.    Wären Opfer, andere Toleranz als die ausgleichende und Humor erforderlich, dann wäre keine ausreichende Basis für eine Beziehung gegeben.