Freitag, 17. Oktober 2014

24. Warum die meisten Politiker nicht vertrauenswürdig sind

24.   Warum die meisten Politiker nicht vertrauenswürdig sind

Als Politiker im Sinne der folgenden Gedanken bezeichne ich Personen, die gewählt wurden, um zumindestens einen Teil ihrer Zeit mit politischer Arbeit zu verbringen und die dadurch persönliche, vor allem materielle Vorteile haben.    Auch wenn einige Nichtpolitiker auf Posten in der Wirtschaft noch mehr Geld raffen, so bekommen doch Abgeordnete auf Landes- und Bundesebene eine Bezahlung in einer Höhe, von der sehr viele Bürger nur neidisch träumen können.   Menschen mit wenig Einkommen finanzieren mit ihren Steuern das Luxusleben der Politiker.   Und trotzdem sind einige dieser Politiker dann noch so gierig, sich trotz der Alimentierung durch Steuern die meiste Zeit weiterhin der bisherigen Berufstätigkeit zu widmen, um noch mehr Geld zu raffen.

Solche lukrativen Posten sind mit Ehrlichkeit und Kooperation nicht zu erreichen.     Wer auf der politischen Erfolgsleiter nach oben will, dessen Weg ist ein nie endender Machtkampf.    Auf jeder Ebene sind viele oder zumindestens einige Konkurrenten im Wettbewerb um die Posten aus dem Weg zu räumen.    Jedesmal, wenn einer es eine Stufe höher geschafft hat, hat er als der Gewinner mehrere Mitbewerber mit Grausamkeit zu Verlierern gemacht.   
Wer als Kandidat aufgestellt wird, hat also schon mit Intrigen, Brutalität und Manipulation seine mangelnde charakterliche Eignung bewiesen.  Ein ausgeprägter Hierarchieinstinkt ist dafür eine gute Voraussetzung, Rücksichtslosigkeit und zunehmende Verrohung sind die Begleiterscheinung.   Es sei denn, die Verrohung war schon zuvor da und der Antrieb für den Machtkampf.      Daß dann auch noch die Wähler belügt werden, ist da nicht verwunderlich.
Deshalb erstaunt es mich schon lange nicht mehr, über wie viele Skandale, Affären, Betrügereien und Korruption von Politikern berichtet wird, und das, obwohl sicherlich noch mehr verborgen bleibt als das, was aufgedeckt und in den Medien bekannt wird.  

Ein verantwortungsvoller Vertreter seiner Wähler sollte ehrlich, integer und kooperativ sein.    Aber jemand mit diesen Eigenschaften hat im Kampf um Posten und Pfründe keine Chance.    Entweder er verroht, oder er bleibt auf der Strecke.   Es sei denn, jemand wird als Alibifunktion auf einen Platz geschoben, wo er wenig eigenen Einfluß zum Wohle anderer hat.

Die Programme, die Ziele, die Grundideen der Parteien unterscheiden sich substantiell.  Sie sind das geistige Werk von Denkern, die ihre Gedanken ohne Machtkampf entwickeln und aufschreiben konnten und deshalb auch nicht durch Posten und Pfründe korrumpiert waren.  
Aber je erfolgreicher sie sich nach oben kämpfen, desto mehr gleichen sich die Politiker in den Grundeigenschaften von Gier und Eigennutz.   Die Vorteile der Berufsrolle als Politiker schaffen mehr Gemeinsamkeiten als daß sie sich durch die Bevorzugung der Grundideen der eigenen Partei unterscheiden.    

Der Effekt, daß ein Aufstieg in Organisationen nur mit Eigennutz, Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit möglich ist, ist selbstverständlich nicht auf die Politik beschränkt.   Nur hat er hier besonders weitreichende Konsequenzen.   Die Wähler und alle Bürger sind die Leidtragenden, wenn sie von den Politikern nur als Stimmvieh für deren Eigennutz benutzt werden. 

Deshalb habe ich mehr Vertrauen zu Menschen, die erfolglos sind als zu denen, die sich erfolgreich in Hierarchien hochgekämpft haben.    Selbstverständlich sind nicht alle erfolglosen Menschen auch kooperativ, rücksichtsvoll und verantwortungsbewußt, aber sie haben zumindestens nicht durch erfolgreiches Nachobenkämpfen das Gegenteil bewiesen.  
 
Das ist der Grund, warum mir ein Mann als Partner dann willkommen ist, wenn er gebildet und intelligent ist und trotzdem nicht den Erfolg im Leben hatte, der durch den Aufstieg in Hierarchien definiert wird.   Wer arm und integer ist, der ist mir weit sympathischer als jemand, der wohlhabend geworden ist und auf dem Weg dahin vielen anderen geschadet hat.