Donnerstag, 23. Oktober 2014

27. Das Märchen vom Froschkönig aus der Sicht einer kopfgesteuerten Frau

27.   Das Märchen vom Froschkönig aus der Sicht einer kopfgesteuerten Frau
Manche Redensarten sagen sehr viel mehr aus als es oberflächlich erscheint, wenn man ein bißchen darüber nachdenkt.  

Einen Frosch zu küssen in der Hoffnung, daß er ein verzauberter Prinz sein möge, ist eine Metapher für die aktuellen Schwierigkeiten der Partnersuche.   Der Ausdruck hat sich losgelöst vom restlichen und ursprünglichen Inhalt des Märchens vom Froschkönig, in dem die Prinzessin den Frosch eben nicht küßt.
  
Diese Metapher wird häufig gebraucht, weil damit sehr genau die fatalen Auswirkungen der allgegenwärtigen sozialen Norm der vorwiegend von Männern angestrebten Straßenköterkopulation zu Lasten der Frauen und die sich daraus ergebenden Probleme bei der Partnersuche beschrieben werden.

Ein Prinz symbolisiert einen Mann, der langfristige emotionale Bindungen möchte und fähig ist, diese einzugehen.   Ein vergeblich geküßter Frosch ist und bleibt ein Tier. 
Der noch ungeküßte Frosch vermittelt der Prinzessin die Botschaft, daß sie nur durch den Kuß herausfinden kann, ob er ein Prinz ist oder nicht.  Das bedeutet, daß unter dem Diktat der aktuellen sozialen Norm eine Frau nur durch das Zulassen der Erstkopulation herausfinden kann, ob mit einem Mann anschließend eine Langzeitbindung möglich ist oder nicht.  
Jeder Versuch, den Prinzen erkennen zu wollen, ist also nur möglich um den Preis des Risikos, sich beim Küssen eines widerlichen Tieres zu ekeln, ohne daß der Prinz die Belohnung ist. Das bedeutet, daß jeder Versuch, den menschlichen, wertvollen, bindungsfähigen Mann zu erkennen, nur möglich ist um den hohen Preis des Risikos, gedemütigt, mißbraucht und verletzt zu werden, wenn eine Frau einem bindungsunfähigen und -unwilligen Tier Zugang zu ihrem Körper erlaubt und wenn sie ihm gegen ihren Wunsch damit die Einmalkopulation ermöglicht, statt mit der Langzeitbeziehung belohnt zu werden.  

Man kann das Märchen aber auch als eine Geschichte gelungener Emanzipation auffassen.   Der Frosch hat der Prinzessin einen Gefallen getan mit der Gegenforderung, geküßt zu werden ohne Rücksicht darauf, daß sie sich ekelt.   Das bedeutet, ein Mann erwartet von einer Frau rücksichtslos die Befriedigung seiner Triebe, egal ob sie sich mißbraucht und gedemütigt fühlt oder nicht, nur weil er ihr für diesen Zweck einen Gefallen getan hat.
Aber nur im Märchen wird die Prinzessin für ihr emanzipiertes Verhalten belohnt, wenn sie sich dem Ekel verweigert und selbstbewußt die Zumutung an die Wand wirft.   Im Märchen bekommt sie den Prinzen auch ohne Ekel. 
Leider aber gibt es im echten Leben keine vergleichbare Methode.   Eine Verwandlung von triebgesteuerten Tieren in kopfgesteuerte Männer durch an die Wand werfen ist leider nicht möglich.   Kaum eine Frau findet je den bindungswilligen und -fähigen Partner, ohne auf dem Weg dahin unter den Trieben einiger Straßenköter leiden müssen.