Sonntag, 31. August 2014

18. Alpha-Männer und die evolutionäre Käuflichkeit von Frauen

18.  Alpha-Männer und die evolutionäre Käuflichkeit von Frauen

Ich habe auf vielen Partnersuchportalen ein Profil.   Bei einem davon habe ich später bemerkt, daß es sich bei dem Portal nicht einfach nur um eine Seite für die ernsthafte Partnersuche handelt.   Vielmehr war das nur der zweite Name für eine Seite, deren Zielgruppe sehr reiche Männer sind.   

Zunächst wollte ich mein Profil wieder löschen.    An eines Mannes Geld bin ich nicht interessiert.   Ein Partner in bescheidenen materiellen Umständen würde am besten zu mir passen.    Am wohlsten fühle ich mich bei einem frugalen Lebensstil.    Ich ziehe jede einfache Herberge einem Luxushotel vor, ich mache lieber Picknick mit Proviant aus dem Supermarkt, als daß ich in einem Luxusrestaurant essen möchte. 

Die wahrscheinlichen Konflikte mit einem wohlhabenden Mann möchte ich mir möglichst ersparen.   Ich möchte mich nicht wie eine Bettlerin fühlen, würde ich seinen Bedürfnissen entsprechend auf seine Kosten an seinem hohen Lebensstandard teilhaben.   Aber ich hätte auch andererseits nicht das Recht, von ihm Verzicht auf die Annehmlichkeiten seines gewohnten Luxuslebensstandardes zu verzichten.  

Um wirklich unabhängig von materiellen Erwägungen zu sein, darf ich mich davon nicht beeinflussen lassen.   Zwar initiiere ich selbst keinen Kontakt mit Männern, die sich irgendwo als reich präsentieren.   Aber andererseits ist Reichtum allein kein ausreichender Grund, einen gebildeten und intelligenten Mann von meiner Suche auszuschließen.     

Ich war neugierig genug, mir die Profile anzusehen.    Ich habe auch ein Profil auf einem anderen Portal des selben Betreibers mit der selben Software, aber für Senioren in beliebiger finanzieller Situation.   
Ein Vergleich ergab als bemerkenswertes Ergebnis eine sehr deutliche Differenz zwischen den beiden Portalen bezüglich des akzeptierten Alters der Wunschpartnerin.   
Auf dem Portal für Senioren ist mein Alter oft innerhalb der akzeptierten Vorgaben, für die meisten der reichen Männer bin ich zu alt.  

Diese eher vage Beobachtung hat mich so neugierig gemacht, daß ich diesen Unterschied etwas exakter untersuchen wollte.  
Deshalb habe ich auf beiden Portalen eine Suche nach gleichaltrigen, also 65-jährigen Männern gestartet.   Ich hatte die Suche zwar nicht geographisch beschränkt, aber da es sich um englischsprachige Portale handelt, waren die meisten Profile aus den USA.    
Die Altersanforderungen der jeweils ersten 50 Profile aus beiden Portalen habe ich in eine Kalkulationstabelle übertragen.    

Ergebnis:  
Die reichen Männer suchen Frauen, die im Durchschnitt zwischen 22,98 und 5,14 Jahren jünger waren als sie selbst.    Die Männer mit beliebiger finanzieller Situation suchen hingegen Frauen zwischen 15,3 Jahren jünger und 2,98 Jahren älter. 

Selbstverständlich können hier sehr viele mir unbekannte und unberücksichtigte Faktoren zu diesem Unterschied beitragen.    Aber die Differenz erscheint trotzdem so drastisch, daß das viele Fragen aufwirft, auf die ich gerne eine Antwort wüßte.  
  • Sind Männer, die sich auf einem Portal für Reiche eintragen, überhaupt repräsentativ für alle reichen Männer?
  • Fühlen sich diese Männer besonders stark als Alphamänner, die meinen, Anspruch darauf zu haben, alles zu kaufen, was sie wollen?   
  • Erwarten sie auf einem solchen Portal, daß dieser Anspruch hier anerkannt wird, nachdem sie damit anderswo gescheitert waren?
  • Ist die ausgedrückte Präferenz nur ein Wunsch oder beruht das auf der Erfahrung, schon bei wesentlich jüngeren Frauen Erfolg gehabt zu haben?

Beim googlen fand ich diese Informationen:   

Bei Erstheiraten in den USA beträgt der Altersunterschied in der allgemeinen Bevölkerung 4,1 Jahre, bei Männern auf der Forbes-Liste 7,01 Jahre.    Bei der Wiederheirat sehr reicher Männer sind die Frauen im Durchschnitt 22,32 Jahre jünger.

http://www.psychologytoday.com/blog/homo-consumericus/201306/very-wealthy-men-marry-much-younger-women

 
Offensichtlich spiegeln also diese Wünsche in einem für mich nicht erkennbaren Ausmaß die tatsächlich vorhandene Macht der evolutionären Instinkte auf das Verhalten und die Partnerwahl wieder.  

Rationale, kognitiv gesteuerte, intellektuell interessierte und gebildete Männer sind in der Lage, die immateriellen Qualitäten einer gleichaltrigen und gleichgesinnten Partnerin zu schätzen.    
Solche Männer wollen keine Alphamänner sein, solche Frauen finden Alphamänner abstoßend.   

Dagegen ist es für instinktgetriebene Männer ein erstrebenswertes Ziel, Alphamänner zu sein, selbst wenn sie das nicht mehr über die Muskeln, sondern über das Bankkonto zu erreichen versuchen.   Instinktgetriebene Frauen sind dumm genug, sich von diesen Alphamännern kaufen zu lassen und anschließend unter den unvermeidlichen Nachteilen zu leiden.