Mittwoch, 20. August 2014

14. Wer und was sind apistische Nichtbrüter?

14.  Wer und was sind apistische Nichtbrüter?
 
Apistische Nichtbrüter sind rationale, kopfgesteuerte, querdenkende Menschen, denen zwei Übel erspart geblieben sind:  Der Fortpflanzungsinstinkt und die Anfälligkeit für Glauben.   

Apistia bedeutet hier die völlige Abwesenheit jeglichen Glaubens, es ist also noch umfassender als Atheismus.   Manche Menschen bezeichnen sich als Atheisten, weil sie Gottesfiguren verneinen.  Trotzdem aber pflegen sie allerhand irrationales religiöses Verhalten und Denken.   

Nichtbrüter sind diejenigen, die Nachkommen weder haben noch wollen, weil sie frei vom Fortpflanzungsinstinkt sind und keinen derartigen Drang empfinden.   Ohne diesen Drang ist Fortpflanzung irrational und selbstschädigend.


Seit ich mich mit Evolutionsbiologie und -psychologie beschäftige, ist mir zweierlei deutlich geworden.   Zum einen, wie sehr im Unbewußten Menschen von den gleichen instinktiven Trieben bestimmt werden wie Tiere, vor allem vom Fortpflanzungs-, Hierarchie- und Ingroup-Outgroup-Instinkt.   Zum anderen, daß die individuelle Ausprägung dieser Instinkthaftigkeit so unterschiedlich ist, daß dies ein unterschätztes und übersehenes wichtiges Persönlichkeitsmerkmal ist. 

Oberflächlich sind oder scheinen Überzeugungen, Einstellungen, Ansichten, Wertsysteme geprägt von der Kultur und den sozialen Normen.   Aber da Menschen bestrebt sind, den unangenehmen Zustand kognitiver Dissonanz zu vermeiden, repräsentieren die Präferenzen des Denkens auch die Bedürfnisstruktur.   Wer bestimmte Bedürfnisse befriedigen möchte, ist bemüht, das so rechtfertigen zu können, daß er sich dabei nicht schlecht fühlt.  


Das Ergebnis der Evolution sind Wesen, die nur auf Arterhaltung optimiert sind, während dabei individuelles Leiden kein Einflußfaktor ist.   Die Evolution der menschlichen Kognition hat auch die Fähigkeit hervorgebracht, sich an die Vergangenheit zu erinnern und darauf aufbauend zukünftige Folgen des augenblicklichen Verhaltens erkennen zu können.    Diese Fähigkeit hat aber den Nebeneffekt, daß sie sich nicht nur im Sinne der Arterhaltung einsetzen läßt, sondern auch für eine subjektive Verbesserung der Existenz des individuellen Einzelnen.  
Dadurch wurden und werden Menschen, vor allem die am direktesten betroffenen Frauen, prinzipiell in die Lage versetzt, sich für ihr eigenes Wohlbefinden und gegen die Selbstschädigung durch Fortpflanzung zu entscheiden.   

Die Erkenntnis der langfristigen Folgen und der instinktive Fortpflanzungsdrang sind zwei gegensätzliche Kräfte.   Von deren relativer Stärke hängt es ab, ob jemand zum Brüter wird oder nicht.   
Zwar geben bewußte Nichtbrüter ihre genetische Prädisposition nicht weiter, und deshalb besteht die Bevölkerung überwiegend aus den Nachkommen von Brüterinnen, aber auch von einigen gegen ihren Wunsch und Willen dazu gezwungenen oder manipulierten Nichtbrüterinnen.    Da Männer unter bestimmten Voraussetzungen in der Lage sind, ihre Gene weiterzugeben ohne dadurch zu sich selbst belastenden aktiven Brütern zu werden, wird auch deren mangelnder Brutinstinkt gelegentlich weitervererbt.  
 
Da die Kognition selbst ein förderlicher Teil der evolutionären Fitness ist, hat sich als Koevolution eine mentale Fehlfunktion entwickelt, die gezielt die rationale Ablehnung der Fortpflanzung und damit das Aussterben verhindert.  
Diese Fehlfunktion ist die Leichtgläubigkeit, die die Macht von Religionen über das menschliche Verhalten ermöglicht.    Neben vielen völlig absurden und lächerlichen anderen Glaubensinhalten manipulieren in irgend einer Form alle Religionen die Menschen in die Richtung der Unterwerfung unter die Fortpflanzung.   
Entweder wird den Menschen direkt suggeriert, Fortpflanzung sei ihr Lebenssinn, oder ihnen wird von Seiten einer imaginären übergeordneten Entität eine angebliche Belohnung dafür und Strafe für die Verweigerung angedroht.   
Oder das Erdulden des unvermeidlichen Leidens wird allgemein zum Lebenssinn erhoben und von irgendeiner obskuren höheren Macht belohnt und Verweigerung bestraft.  

Als Ergebnis der Kombination von Fortpflanzungstrieb und Unterwerfung unter das Diktat religiöser Manipulation funktioniert ein so großer Anteil der Menschen als Brüter, daß die Spezies nicht nur nicht ausgestorben ist, sondern es sogar zu einer bedrohlichen Überbevölkerung der Erde gekommen ist. 


Aber dennoch gibt es uns, diejenigen, bei denen der Fortpflanzungsinstinkt schwach oder abwesend ist und die frei davon sind, Glaubensinhalte ohne kritische Überprüfung zu übernehmen.   Als arterhaltende Tiere sind wird evolutionär völlig unfit.   Aber als rationale Menschen, deren Ziel das Vermeiden oder Reduzieren individuellen Leidens ist, sind wir umso fitter.  

Wir sind die apistischen Nichtbrüter.   Wir sind eine kleine Minderheit, aber es gibt uns.  Ich bin eine davon.  
In Brüter mich hineinzuversetzen und mir deren Fortpflanzungsdrang vorzustellen, das ist mir nicht möglich.   Trotzdem weiß ich, daß deren Drang sehr stark und sehr real sein kann.   Ich bin mir bewußt, daß ich mich als Nichtbrüterin wesentlich von den Brütern unterscheide.   Aber ich weiß auch, daß Anwesenheit und Abwesenheit des Fortpflanzungsdranges für beide gleich wirklich und verhaltensentscheidend sind.   
Leider aber sind die Brüter so sehr in der Mehrzahl, daß viele von der falschen Annahme ausgehen, jeder sei automatisch im Wesen als Brüter angelegt.   Nichtbrüter gäbe es nicht, sondern nur defekte, versagende Brüter, die ihren Zweck nicht erfüllen.  

 
Der mentale Abgrund zwischen Apistikern und Glaubenden und der zwischen Brütern und Nichtbrütern ist unüberwindbar, wenn man sich der vollen Tragweite dieser Unterschiede bewußt ist.   Ein oberflächlicher, Distanz wahrender Kontakt ist im Alltag möglich, dies ist der richtige Einsatz von Toleranz.   
Dagegen ist eine tiefe und enge Paarbeziehung zwischen apistischen Nichtbrütern und Glaubenden oder Brütern nicht möglich.   Für apistische Nichtbrüter ist es deshalb sehr schwer, einen passenden, gleichgesinnten Partner zu finden.   
Nicht nur sind wir eine kleine Minderheit, sondern manchen davon ist die weitreichende Bedeutung des Unterschiedes gar nicht klar.   Deshalb machen sie den Fehler, Toleranz für generell anwendbar zu halten.   
Wenn ein Mann Toleranz dazu benutzt, die Kluft unsichtbar machen zu wollen, dann will er wahrscheinlich nur den Körper einer Frau benutzen, ohne daß ihre Persönlichkeit und ihr Denken ihn interessiert.    Eine Frau will in der entsprechenden umgekehrten Konstellation sein Geld.     Echte intellektuell begründete emotionale Nähe kann da nicht entstehen. 

Deshalb suche ich einen apistischen Nichtbrüter als Lebenspartner.