Freitag, 17. April 2015

63. Die Nachteile der kostenpflichtigen Partnersuchportale

63.   Die Nachteile der kostenpflichtigen Partnersuchportale

Für die Nutzung kostenpflichtiger Partnersuchportale zu bezahlen ist aus mehreren Gründen nicht nur unsinnig, sondern unter bestimmten Voraussetzungen sogar kontraproduktiv. 

Einen passenden Partner zu finden rechtfertigt ausschließlich im Erfolgsfall die Zahlung von Gebühren.   Bei den kostenpflichtigen Partnersuchportalen zahlt man stattdessen für die Möglichkeit der Suche, obwohl die Erfolgsaussichten nicht abwägbar unsicher und oft verschwindend gering sind.   

1. Analogien
 
1.1.   In den USA gibt es Schrottplätze, wo man gegen eine geringe Eintrittsgebühr an einem Tag bis zum Geschäftsschluß nach Ersatzteilen für Autos suchen und die selbst ausbauen kann.   Für die Teile bezahlt man dann noch extra.   Ob es auch Dauerkarten für die Schrottplätze gibt, ist mir unbekannt.   Klar ist aber, daß jemand, der nur gelegentlich sein eigenes Auto repariert, für den einmaligen oder eher seltenen Besuch keine Dauerkarte braucht.    
Auch jemand auf der Suche nach einem etwas selteneren Ersatzteil, das er beim Besuch eines Schrottplatzes nicht findet, kann seine Erfolgsaussichten vor allem durch die jeweils einmalige Suche bei unterschiedlichen Schrottplätzen erhöhen.  Jeden Tag auf immer nur demselben Schrottplatz nachzusehen, ob inzwischen das passende Auto verschrottet worden wäre, ist weit weniger erfolgversprechend, 
Deshalb ist es eigentlich offensichtlich, wie unsinnig es wäre, Schrottplätze nur mit Dauerkarte zugänglich zu machen.  

Das gilt analog auch für die Partnersuche, selbst wenn es etwas gewagt klingen würde, einen Lebenspartner als fehlendes Ersatzteil für ein glückliches, komplettes und erfülltes Leben zu betrachten.  Wer einen einzigen Partner sucht mit dem Ziel, den Rest des Lebens gemeinsam zu verbringen, kann bei einem kurzen Besuch auf einem Partnersuchportal die Profile durchsehen, ob jemand passendes dabei ist.   Falls nicht, ist es sinnvoll, bei anderen Portalen nachzusehen und nicht nur bei immer dem selben darauf zu warten, daß sich neue Suchende eintragen. 
Zugegebenerweise hinkt der Vergleich in so weit, als es den Aufwand betrifft.  Es ist selbstverständlich weit weniger mühsam, mit einigen Klicks jeden Tag nach neuen Mitgliedern zu suchen als jeden Tag zu einem Schrottplatz zu fahren.  Man kann also routinemäßig mehr Portale aufsuchen als Schrottplätze.  
Bei ernsthafter und sorgfältiger Partnersuche ist die Einschränkung der Suche auf nur ein Partnersuchportal mit einem bezahlten Abo genau so unsinnig wie die Beschränkung auf nur einen per Dauerkarte zugänglichen Schrottplatz.  

1.2.  Es gibt Menschen, die sind so reich, daß für sie Beträge in den Dimensionen von Partnersuchgebühren nicht verhaltensrelevant sind.   Es gibt auch Menschen, die können unabhängig von ihrer finanziellen Situation nicht mit Geld umgehen.   
Mit beiden Sorten Männern hätte ich Probleme.    Denn ich versuche, mit bescheidenen Mitteln vernünftig umzugehen.   Am besten paßt zu mir jemand, der ähnlich lebt und dessen Entscheidungen für Ausgaben vom Kosten-Nutzen-Vergleich bezogen auf die Bedürfnisse und Ziele bestimmt werden.   Ein solcher Mann würde aufgrund der Ernsthaftigkeit seiner Partnersuche und aufgrund rationaler Erwägungen kein zahlendes Mitglied bei einem der kostenpflichtigen Portale werden. 

Wenn ich etwas zu erledigen habe, fahre ich mit dem Bus.   Wenn es nur eine Besorgung ist, bezahle ich die Fahrten einzeln.  Aber gelegentlich kaufe ich stattdessen eine Tageskarte.   Damit sich die lohnt, erledige ich dann an einem Tag so viel, wie irgend möglich.  Das bedeutet, ich bin aktiv bemüht, die Kosten der Tageskarte bestmöglich zu nutzen. 
Ähnlich werden auch andere Entscheidungen getroffen.  Wer eine Dauerkarte für den Zoo oder das Schwimmbad kauft, ist meistens auch bemüht, diese dann ausreichend oft zu nutzen.  Für das erklärte Ziel, möglichst selten dorthin zu gehen und möglichst bald nie mehr einen Zoo oder ein Schwimmbad zu brauchen, würde keiner eine Dauerkarte kaufen.  Auch wer das Ziel hat, möglichst schnell einen Partner zu finden und danach nie mehr zu suchen, braucht keinesfalls bei einem Partnersuchportal ein Abo, das sich ja nur bei einer Vielzahl von Kontakten lohnt.

Wenn kostenpflichtige Seiten gelegentlich als Sonderaktion für einige Stunden oder Tage den Vollzugang ermöglichen, hat das auf mich einen ähnlichen Effekt:  Ich möchte in der begrenzten Zeit möglichst viele direkte Email-Kontakte knüpfen.   Das ist zwar nur ein theoretischer Wunsch, weil ich in der Realität häufig niemanden mit gegenseitigem Interesse finde und froh bin, wenn sich wenigstens ein Kontakt ergibt.   
Trotzdem ist dieses Denken meiner Vorstellung davon, wie Kontakte ablaufen sollten, diametral entgegengesetzt.  

2.  Vorgehen bei der ernsthaften Partnersuche
 
Sobald bei einem Kontakt die grundsätzlichen Gemeinsamkeiten so weit geklärt sind und das Kennenlernen so ernsthaft begonnen hat, daß man sich ausführliche persönliche Emails schreibt und Photos tauscht, sollte die Fortführung dieses Kontaktes nur noch vom Fortschritt des Kennenlernens der zwei selbst davon Betroffenen abhängen und nicht von Dritten.   
Zum Kennenlernen gehört auch der langsame Aufbau von Vertrauen. Das ist unverzichtbar und essentiell, es ist aber nur möglich, wenn ein Mindestmaß an Vorhersagbarkeit und Einfluß auf den Ablauf gegeben ist.  Man muß sich unbedingt darauf verlassen können, daß eine solche erste Kontaktphase nur damit enden wird, daß man entweder Unvereinbarkeiten entdeckt und sich nach klaren Aussagen dazu voneinander verabschiedet, oder mit einem Treffen mit der Option einer gemeinsamen Zukunft.  

Wenn hingegen einer weiter sucht, während er sich so verhält, als wäre er ernsthaft interessiert, kann sich sein Verhalten plötzlich in unerklärlicher Weise einseitig ändern, ohne daß sich aus der Sicht des anderen etwas geändert hat.   Dann kommt im schlimmsten Fall plötzlich gar keine Antwort mehr, oder jemandes Mails werden plötzlich kurz, belanglos und erscheinen unwillig geschrieben.   
Wenn einer so offensichtlich aber nicht nachvollziehbar das Interesse verliert, dann ist das nicht nur sehr enttäuschend. Ein nur vorgetäuschtes echtes Interesse ist auch eine Form von Respektlosigkeit und Mißachtung.  Ein Kontakt wird nur als vorübergehende Zwischenlösung zur Unterhaltung betrieben, während der Wartezeit auf eine zumindestens subjektiv als besser geeignet wahrgenommene Frau.
Wenn man auf so etwas gefaßt sein muß, ist es schwierig, sich zu öffnen und Vertrauen aufzubauen.  Wenn aber kein Vertrauen entstehen kann, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, daß der andere anderweitig weiter sucht.  Das ist eine schwierige Situation.  

3.  Die Risiken bei Kontakten mit zahlenden Männern auf kostenpflichtigen Portalen
 
Ich habe Profile auf einigen der kostenpflichtigen Portale, deren Suchalgorithmen, Matchingsystem und angestrebte Seriosität mir zusagen.   Ich verstoße dort nicht mit eingeschmuggelter Mailadresse gegen Regeln.   Wer aber meine Texte liest und sich Mühe gibt, kann mich trotzdem anderswo finden.   Auch ich habe schon einige Male Mitglieder, die ich dort nicht kontaktieren konnte, anderswo gefunden.    
 
Wenn ich dort allerdings von zahlenden Mitgliedern kontaktiert werde und auch antworten kann, kenne ich die besonderen Risiken dieser asymmetrischen Situation. 
   
3.1. Es ist sehr wahrscheinlich, daß jemand, der sich festgelegt hat, für Monate zu bezahlen, dafür natürlich auch einen Gegenwert bekommen möchte.   Der aber ist am größten, wenn er möglichst viele Frauen überprüft, um die beste zu finden.   Um die für eine zweckdienliche Überprüfung ausreichenden Informationen zu erhalten, zeigt er vorübergehend ein starkes, vorgeblich ernsthaftes Interesse.   Damit bringt er sie dazu, viel von sich preiszugeben, vor allem auch Photos.  Je mehr Informationen er ihr entlockt, desto besser kann er sie mit den anderen vergleichen, denen gegenüber er sich auch so verhält.
   
3.2.  Diejenigen, die für sich selbst eine feste Dauerbeziehung nur als eine Option von vielen ansehen und anstreben, benutzen auch die von mir ausgewählten Portale mit deutlich seriöser Zielsetzung als Jagdrevier.  Sie sind bestrebt, die Zeit ohne feste Bindung mit Straßenköterkopulationen zu überbrücken.   Manche einsame Frauen lassen sich leicht mit den vorgeblichen ernsten Absichten täuschen.   
Auf solchen Portalen sind die zahlenden Mitglieder oft in der Minderzahl.  Deshalb gibt es für jeden zahlenden Mann eine große Auswahl an einsamen Frauen. Es gibt Warnzeichen.  Solche Männer betonen in ihren Texten körperliche Aspekte, sie betonen Sinnlichkeit und mehr in dieser Richtung, je nach der Ausrichtung des Portals.  Oft haben sie fast keine Texte, wenig Informationen im Profil, aber viele Photos.   Da ich in meinen Profilen nie Photos veröffentliche, ist die erste Frage bei der Kontaktaufnahme die nach Photos.  

4. Statistische Betrachtung des Kosten-Nutzen-Vergleichs bei kostenpflichtigen Partnersuchportalen

Im Kapitalismus gibt es für fast alles Käufliche viele konkurrierende Bezugsquellen.   Im Beispiel der 1. Analogie ist deshalb die statistische Wahrscheinlichkeit dafür, ein bestimmtes Ersatzteil auf einem Schrottplatz zu finden, von der Gesamtzahl aller Schrottplätze abhängig.  Gäbe es nur einen großen Schrottplatz, wäre die Wahrscheinlichkeit dort weit größer als auf einem von mehreren.   Je mehr einzelne Schrottplätze es gibt, desto mühsamer ist die Suche nach seltenen Ersatzteilen.  
Bei den kostenpflichtigen Partnersuchportalen ist es genau so.   Wer wie ich einen Partner mit einer statistisch seltenen Merkmalskombination sucht, dessen Chancen sind auf jedem einzelnen der Portale verschwindend gering.  Nur die Suche auf vielen Portalen erhöht die Chancen.

5.  Fazit

Es gibt bestimmte Menschen, die so abgebrüht und oberflächlich sind, daß die Verhaltensweisen und Motivationen in 3.1. und 3.2. ihren Bedürfnissen entsprechen.    Wer aber nur einen einzigen geeigneten Partner sucht und bereit ist, sich auf jeden ernsthaften Kontakt mit Exklusivität und Zeitaufwand entsprechend 2. einzulassen, für den sind die kostenpflichtigen Partnersuchportale ungeeignet.  

Wer für Versicherungen bezahlt, bezahlt immerhin für das beruhigende Gefühl, daß die Folgen von etwas abgemildert werden, wovon man sich ja wünscht, daß es nicht geschieht.  Er befindet sich im ereignislosen Wunschzustand und die Zahlungen sind nur ein Nebeneffekt.  
Während der aktiven Mitgliedschaft bei einem Partnersuchportal befindet man sich hingegen im Gegenteil des Wunschzustandes.  Man bemüht sich aktiv darum, als sofortiges und einmaliges Ereignis einen Wunschzustand herzustellen. 
Deshalb erleidet derjenige, der als ernsthaft Partnersuchender sich längerfristig vertraglich an ein kostenpflichtiges Partnersuchportal bindet, auf jeden Fall einen Schaden.  Wer schnell einen Partner findet, verliert Geld und gerät deshalb möglicherweise sogar in kognitive Dissonanz.   Wer sich bei jedem neuen Kontakt aber immer noch nicht festlegt, weil er als Gegenwert für die Zahlungen nicht nur einen geeigneten, sondern den bestmöglichen Partner finden möchte, erhöht die damit verbundenen emotionalen Kosten auch für sich selbst.


Bezahlen mag trotzdem vielleicht für solche Standardmenschen eine Option sein, für die die Mehrheit der anderen Partnersuchenden prinzipiell geeignet ist, und die deshalb erwarten können, trotz der jeweils begrenzten Anzahl von Mitgliedern schnell auf einem der kostenpflichtigen Partnersuchportal jemanden zu finden.    
Je höher aber die Individualität und je geringer die Anzahl der geeigneten Partner, desto unsinniger ist es, seine Suche auf eines der vielen kostenpflichtigen Portale zu beschränken und dafür zu bezahlen.
 
Um meine Chancen zu erhöhen, habe ich Profile auf einer Vielzahl von kostenlosen und kostenpflichtigen Portalen. Hätte ich für alle Zeiten bezahlt, in denen ich als nichtzahlendes Mitglied von kostenpflichtigen Portalen dort niemanden mich interessierendes gefunden habe, hätte ich dadurch beträchtliche Summen ohne Gegenwert verloren.  
Falls der Kontakt zu meinen zukünftigen Partner ohne Bezahlung zustande kommt, bin ich willig, dem Portal aus Dankbarkeit eine Spende zukommen zu lassen.   Für den Frust der vergeblichen Suche auch noch zu bezahlen, das ist für mich zu absurd.