Mittwoch, 8. April 2015

61. Der Unterschied zwischen echtem Querdenken und Pseudoquerdenken

61.  Der Unterschied zwischen echtem Querdenken und Pseudoquerdenken

Ich betrachte mich als Querdenkerin.   Nun habe ich mal bei Google nach dem Wort 'Querdenken' gesucht.  Über das Ergebnis war ich etwas erstaunt.  

Für mich bedeutet Querdenken, alles in Frage zu stellen, was durch die soziale Norm für Standardmenschen so sehr zur Selbstverständlichkeit gemacht wurde, daß die Alternativen dazu außerhalb der Denkmöglichkeiten liegen.   Diese Standardisierung ist ein Effekt der Massenmedien, vor allem des Fernsehens.  (Mehr dazu im Eintrag 60.  Fernsehen ist Malware für das Gehirn:  Wie Menschen standardisiert werden)

Was im Web als Querdenken gepriesen wird, ist in meinem Augen aber nur Pseudoquerdenken, denn es bewegt sich innerhalb der sozialen Normen einer kapitalistischen, hierarchischen und konsumorientierten Gesellschaft. Dieses Pseudoquerdenken wird als die Fähigkeit dargestellt, sich gewinnbringende und vermarktbare Innovationen bei Produkten, Herstellungsverfahren oder Marketing auszudenken.  

Die augenblickliche soziale Norm in Deutschland und anderen westlichen Gesellschaften beinhaltet im Kern, daß es erlaubt und sogar wünschenswert ist, die grundlegenden tierischen Instinkte mit nur geringer Begrenzung der schlimmsten Auswüchse auszuleben.   Wer durch die Triebhaftigkeit anderer leidet, ist im Sinne dieser Norm kein Opfer, sondern ein dysfunktionaler Mensch, der keinen Anspruch auf Rücksicht hat, der stattdessen selbst für den eigenen verwertbaren und robusten Zustand verantwortlich gemacht wird. Das Denken der Standardmenschen ist so sehr von dieser Norm determiniert, daß sie die Alternativen nicht einmal kennen.

Der echte Querdenker überprüft sein eigenes Verhalten, seine Reaktionen, seine Bedürfnisse, sein Wertesystem, seine spontanen Impulse sorgfältig danach, ob diese wirklich ein rationaler Ausdruck der menschlichen kognitiven Fähigkeiten sind.    Sobald der Querdenker Einflüsse durch den Fortpflanzungs-, Hierarchie-, Herden- und Ingroup-Outgroup-Instinkt bemerkt, überprüft er alle Denk- und Handlungsalternativen.
Als echter Querdenker vermeidet er es nicht nur, anderen oder sich selbst durch instinktgetriebenes Verhalten zu schaden, er vermeidet und verweigert auch, selbst von anderen durch solches Verhalten geschädigt zu werden. 

Pseudoquerdenker, die innerhalb der sozialen Norm bleiben, erfüllen in zwei Punkten nicht die Definition bei http://de.wikipedia.org/wiki/Laterales_Denken 
  • Konventionelle Denkmuster werden in Frage gestellt, indem z. B. bewusst nach der unwahrscheinlichsten Lösung eines Problems gesucht wird.
  • Ausgangssituation und Rahmenbedingungen werden nicht als unveränderbar hingenommen.
Echte Querdenker, die tatsächlich die soziale Norm nicht als Ausgangssituation und Rahmenbedingung hinnehmen, sind leider sehr selten.  

Einen solchen Querdenker suche ich als Lebenspartner.   Das ist ein Mann, für den die Wahl einer Lebenspartnerin nicht vom Fortpflanzungsinstinkt, also auch nicht von Kopulationswünschen gestört und verzerrt wird.   Als echter Querdenker ist er vielmehr fähig, sich bei der Partnerwahl nur von kognitiven Bedürfnissen und Überlegungen dabei leiten zu lassen, wozu selbstverständlich auch personorientierte emotionale Bedürfnisse gehören. 

Wenn einem Mann diese Art des Querdenkens gelingt, ist diese Leistung weit bewundernswürdiger und großartiger ist als jeder mit irgendeiner technischen Innovation erworbene Reichtum.