Mittwoch, 24. Februar 2016

74. Die Bedeutung der Selbstkontrolle

74.   Die Bedeutung der Selbstkontrolle

1.  Die Evolution der Selbstkontrolle

1.1.   Selbstkontrolle allgemein

Bei Tieren führt das Zusammentreffen eines instinktiven Bedürfnisses mit der Wahrnehmung eines für die Bedürfnisbefriedigung geeigneten Objektes zu einem unmittelbar ausagierten Verhaltensimpuls, es sei denn, situative Gegebenheiten verhindern das.    Eine auf kognitiven Überlegungen beruhende Selbstkontrolle gibt es bei Tieren nicht.  

Selbstkontrolle ist ein Nebeneffekt der Evolution der menschlichen kognitiven Fähigkeiten.  
 
Die Erinnerung an vergangene Erfahrungen und die daraus abgeleitete Antizipation von Langzeitfolgen des Verhaltens sind Besonderheiten der menschlichen Kognition.   In der Kombination mit nichtkörperlichen Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung wurden dadurch Erkenntnis und Bewußtsein dafür möglich, daß es rationale Verhaltensalternativen zum unkontrollierten Ausleben von instinktiven Impulsen gibt.    
Selbstkontrolle ist dabei das kognitive Werkzeug, mit dem das Verhalten von dieser Erkenntnis geleitet wird. 

1.2.  Selbstkontrolle beim Kopulationsbegehren

Daß aus biopsychologischer Sicht der Abfallentsorgungsdrang männlicher Körper im Falle der Stimulation durch wahrgenommene Attribute weiblicher Körper häufig ein Kopulationsbegehren auslöst, war Thema im Eintrag 73.   

Um nicht mißverstanden zu werden:   Selbstverständlich wird nicht bei jedem Mann durch jeden Frauenkörper ein Kopulationsbegehren ausgelöst, weil es ein breites Spektrum bei der individuellen Triebstärke gibt. Nicht jedes von einem Mann empfundene Kopulationsbegehren führt zur Äußerung eines Kopulationsansinnens oder sogar zu einem Übergriff.  

Trotzdem darf nicht geleugnet und ignoriert werden, daß die Darwin'sche Fitness als Verhaltensdispositiv zuerst da war, lange bevor die menschliche Selbstkontrolle als Korrektiv sich entwickelt hat.   Das unkontrollierte Ausleben instinktiver Impulse ist tierisches Verhalten.   Selbstkontrolle ist menschlich.
Wenn also bei einer Minderheit der Männer ein starkes Kopulationsbegehren mit geringer Selbstkontrolle zusammentrifft, dann sind diese Männer auf ein früheres Stadium der Evolution regredierte Bestien.   Außer physischer Restriktion kann niemand und nichts diese Bestien davon abhalten, auch gegen den erklärten Willen einer Frau ihren Körper zu mißbrauchen.  

2.  Selbstkontrolle in Abhängigkeit von der Art der Belohnung
 
Die Anwendung von Selbstkontrolle ist eine Entscheidung für den Einsatz von Mühe und Anstrengung als Mittel, eine erwartete Belohnung zu erlangen.
Dabei muß man grundsätzlich zwischen zwei Varianten unterscheiden.  

2.1.   Die aufschiebende Selbstkontrolle

Dabei wird implizit oder explizit anerkannt, daß sowohl das Ausleben eines empfundenen Verhaltensimpulses als auch die Art der Belohnung akzeptabel sind.    Durch Selbstkontrolle wird zwischen Impuls und Verhalten eine Wartezeit eingeschoben, wenn dadurch die subjektiv selbe oder gleichartige Belohnung später erhöht wird.  

Der Marshmallowtest
http://lexikon.stangl.eu/3697/marshmallow-test/
verdeutlicht die aufschiebende Selbstkontrolle.   Kindern wurde die Möglichkeit gegeben, statt sofort nur 1 Süßigkeit zu essen, sich durch die Selbstkontrolle als Belohnung für das Warten 2 Süßigkeiten zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben.  

Bei der aufschiebenden Selbstkontrolle gibt es einige mögliche Nebeneffekte:
  • Die Leistung der Selbstkontrolle erzeugt einen subjektiven Anspruch auf die Belohnung.   Das kann so weit gehen, daß dann sogar die Aneignung gegen Widerstand damit gerechtfertigt wird.
  • Je stärker ein Bedürfnis wahrgenommen wird, desto stärker ist auch die Motivierung zwecks Erlangung der vervielfachten Befriedigung.   Bei einem schwachen Bedürfnis ist eine nicht benötigte Vervielfachung kein Anreiz zu warten, nur ein an sich schon starkes Bedürfnis kann durch verzögerte, aber vervielfachte Befriedigung noch verstärkt werden.

2.2.   Zieldeterminierte Selbstkontrolle
 
Bei dieser Form der Selbstkontrolle wird die mögliche unmittelbare Belohnung für das Nachgeben bei einem instinktiven Impuls verglichen mit der völlig anderen Belohnung, die dadurch erlangt wird, daß dem Impuls nicht nachgeben wird.   Häufig handelt es sich dabei um nicht materielle Belohnungen in Form der Befriedigung kognitiver und emotionaler Bedürfnisse.   
  
3.  Verhaltensalternativen bei der Reaktion auf ein Kopulationsbegehrens
 
3.1.   Ohne Selbstkontrolle
 
Der Mann verhält sich als Bestie und wird ohne Berücksichtigung jeglicher Konsequenzen übergriffig.

3.2.   Strafvermeidende Verhaltensmodifikation als partielle Selbstkontrolle

Der Mann setzt in geringem Maß etwas Verstand ein.  Er möchte zwar seine Bedürfnisse sofort und ohne Rücksicht befriedigen, aber ohne unerwünschte Konsequenzen für sich selbst.   In diesem Fall äußert er sein Kopulationsansinnen verbal, mit lüsternen Blicken und Lauten, mit Gesten und Körpersprache, aber er vermeidet strafrechtlich relevante Drohungen und Berührungen.  

3.3.  Impulsüberwindende und verhaltensverhindernde Selbstkontrolle

Der Schritt vom nur selbst wahrgenommenen Begehren hin zu Auslebebestrebungen hängt davon ab, ob ein Mann für die Selbstkontrolle rationale und subjektiv ausreichende Gründe hat, die stärker sind als das instinktive Begehren.   
Diese Gründe können unter anderen eigene prioritäre emotionale und kognitive Bedürfnisse sein, ethische und moralische Werte und Überzeugungen, die Vermeidung kognitiver Dissnanz, ein gute Theory of Mind, Langzeitziele.   

Wenn solche Männer erfolgreich ausreichende Selbstkontrolle gegen unerwünschte Kopulationsbegehren einsetzen, lassen sie sich ihre kognitive Lebensziele nicht von Instinkten behindern.   Sie ersparen Frauen Leiden und Schaden, und sie verbessern dadurch oft auch ihre eigene Lebensqualität.

3.4.  Aufschiebende Selbstkontrolle

Die spezielle Form der aufschiebenden, aber möglicherweise triebverstärkenden Selbstkontrolle ist etwas völlig anderes als die Selbstkontrolle, die schädigende und unerwünschte Verhaltensimpulse aus rationalen Gründen überwindet und verhindert.

Männer mit aufschiebender Selbstkontrolle sind für Frauen sehr gefährlich.   Denn ihr primäres Lebensziel ist das Ausleben ihrer Instinkte, ihren Verstand gebrauchen sie nur zur Optimierung ihrer Triebbefriedigung zu Lasten der Frauen.   Bedauerlicherweise haben sie dabei viel zu oft Erfolge.

Häufig gibt es für die Frauen keine oder wenig Warnzeichen, oder die werden erst zu spät bemerkt.   Durch den scheinbaren, nur vorübergehenden Verzicht auf Übergriffe oder Ansinnen wird über die spätere, um so größere Gefährdung hinweggetäuscht.    Die vermeintliche Selbstkontrolle zugunsten anderer, nicht instinktiver Ziele führt oft zu ungerechtfertigtem Vertrauen und einem falschen Gefühl von Sicherheit.    Wenn dann in einer sorgfältig geplanten oder ausgewählten Situation die aufgestauten Triebe verzögert ausgelebt werden, ist das Opfer oft in eine besonders schlimmen und ausweglosen Lage.     

Einige beispielhafte Szenarien für die aufschiebende Selbstkontrolle im Falle eines Kopulationsbegehrens:

Szenario 1.   Der Mann hat gerade wenig Zeit und dringendere Aufgaben zu erledigen.   Deshalb verschiebt er die Jagd nach Zugang zu einem Frauenkörper auf später.    Dabei entscheidet oft der Zufall, ob er eine der wenigen kopulationswilligen Frauen findet oder bei Mißerfolg übergriffig wird.

Szenario 2.   Der das Begehren auslösende Körper gehört einer kopulationsunwilligen Frau.    Frauenkörper sind für ihn auswechselbar, er will nicht diese Frau, sondern irgendeinen Körper.   Er macht sich deshalb auf den Weg zu einer Prostituierten.   Die läßt sich ihren Selbstmißbrauch zwar bezahlen, aber erspart ihm lästige Bemühungen, Widerstand zu überwinden.

Szenario 3.   Der das Begehren auslösende Körper gehört einer im ersten Eindruck kopulationsunwilligen Frau.   Statt sich sofort eine endgültige Ablehnung zu holen, verbirgt der Mann zunächst seine wahren Absichten und benutzt Taktik, Manipulation, Tricks, Lügen oder Drogen.   Entweder erschleicht er sich durch langsame Verführung Vertrauen und damit unter falschen Voraussetzungen Zugang zu ihrem Körper, oder es gelingt ihm, sie dahin zu locken, wo sie seinen Übergriffen ohne Hilfe ausgeliefert ist.   

Szenario 4.   Die erste Begegnung mit dem Begehren auslösenden Körper findet in der schützenden Gegenwart anderer Menschen statt.   Der Mann wartet ab oder folgt ihr, bis er ihr an einem Ort auflauern kann, wo sie ohne Schutz seinen Übergriffen ausgeliefert ist.

4.  Überforderung der Männer durch die überschätzte Fähigkeit zur Selbstkontrolle

Mit Regeln und Gesetzen soll Verhalten durch die Androhung von Strafen gesteuert werden.    Das funktioniert aber nur bei ausreichender Selbstkontrolle.    Selbst wenn im Gesetz steht, daß jedes NEIN einer Frau ausreicht, um Übergriffe gesetzeswidrig zu machen, werden dadurch Frauen vor Bestien ohne Selbstkontrolle nicht geschützt.   Egal wie drastisch ein Mann hinterher bestraft wird, das Leid und Trauma des Opfers wird dadurch nicht ungeschehen gemacht.    Gesetze allein können Übergriffe nicht verhindern.  

Daß die Fähigkeit zur Selbstkontrolle generell überschätzt wird, läßt sich am Anfreßinstinkt verdeutlichen.   Bei vielen Tieren und auch bei den Vorfahren der heutigen Menschen war es ein Überlebensvorteil, wenn sich jemand instinktiv Fett am Körper angefressen hat, wann immer das möglich war, um damit Hungerzeiten überleben zu können.    
Wenn es aber immer genügend Nahrung gibt und keine Hungerzeiten, führt das instinktive Freßverhalten zu schädlichem und lästigem Übergewicht.    Rational begründete Selbstkontrolle reduziert die Nahrungsaufnahme auf die tatsächlich benötigte Menge und verhindert das Ausleben des Anfreßinstinktes.    Die soziale Norm favorisiert hier eindeutig die Selbstkontrolle und trotzdem zeigen die vielen Dicken, wie oft die Selbstkontrolle versagt.   

Beim Ausleben des männlichen Kopulationsbegehrens ist die Situation aber noch weit ungünstiger, denn hier wird die Selbstkontrolle noch nicht einmal von der sozialen Norm gefordert, im Gegenteil werden Männer sogar noch darin bestärkt, ihre Instinkte ohne Selbstkontrolle auszuleben.    Zwar sollen Frauen auf dem Papier ein Recht bekommen, NEIN zu sagen, aber nach der sozialen Norm soll es NEIN-sagende Frauen gar nicht geben.  Denn sexuell befreite Frauen wollen angeblich immer gerne kopulieren.

Durch neue Gesetze wird sich nichts ändern, solange die Fähigkeit der Männer zur Selbstkontrolle überschätzt wird.   Wenn Männer übergriffig werden, fehlt die Selbstkontrolle, egal ob aus Unfähigkeit oder aus fehlender Motivation zu dieser Anstrengung.   Männer ohne Selbstkontrolle sind Bestien, und an die müssen Frauen andere Maßstäbe anlegen als an Menschen.   

Wer in den USA wandert, muß damit rechnen, Bären zu begegnen.   Zwar geschieht es nur selten, daß Wanderer von Bären angegriffen werden.   Aber es ist eine wirkliche Gefahr.    Daher ist es unvermeidlich, sich vorsichtig zu verhalten.   Wenn sich ein Bär nähert, ist es sinnvoll, sein Picknick im Stich zu lassen und sich in Sicherheit zu bringen.   Es ist völlig zwecklos, einem Bären zu sagen, er möge bitte davon Abstand nehmen, etwas zu fressen, was nicht für ihn bestimmt ist. 
Männer ohne Selbstkontrolle sind wie Bären.   Es ist völlig zwecklos, sie mit einem NEIN von Übergriffen abhalten zu wollen.      

5.  Analogien

5.1.  Ein Mensch funktioniert wie ein dem energetischen Selbsterhalt dienendes Vehikel.   Der Motor ist ein ausreichend gesunder Magen bei Abwesenheit von Hindernissen wie Übelkeit.   Die Stärke des Motors ist der empfundene Drang zur Nahrungsaufnahme.   Wenn das Vehikel fährt, wird gegessen.  Der durch die Wahrnehmung von Nahrung ausgelöste Appetit drückt auf das Gaspedal.    Selbstkontrolle ist die Bremse, durch die das Vehikel daran gehindert wird, sich trotz Gasgebens in Bewegung zu setzen.   Ob eine vorhandene Bremse benutzt wird oder nicht, das kann entweder der Möchtegernesser aus eigenen Überlegungen entscheiden, oder er kann das auf Anraten Dritter tun.
Ein Vehikel, das keine oder eine zu schwache Bremse hat, bewegt sich hin zur Fettleibigkeit.   Nur ein Vehikel ohne Gaspedal oder ohne Motor bewegt sich auch ohne Bremse nicht.  
  
5.2.  Ein Mann funktioniert wie ein der Arterhaltung dienendes Vehikel.   Die Stärke des Motors ist der empfundene Abfallentsorgungsdrang.   Wenn das Vehikel fährt, kopuliert er mit einem Frauenkörper oder macht zur Kopulation führende Anstrengungen.   Das durch das von einem weiblichen Körper ausgelöste Kopulationsbegehren drückt auf das Gaspedal.    Selbstkontrolle ist die Bremse, durch die das Vehikel daran gehindert wird, sich trotz Gasgebens in Bewegung zu setzen.   Ob eine vorhandene Bremse benutzt wird oder nicht, das kann entweder der Mann aus eigenen Überlegungen entscheiden, oder er kann das auf Wunsch einer Frau tun.
Ein Vehikel, das keine oder eine zu schwache Bremse hat, ist eine Gefährdung für alle, die nicht kopulieren wollen.  Nur ein Vehikel ohne Gaspedal oder ohne Motor ist ohne Bremse ungefährlich.