Samstag, 2. Mai 2015

66. Enttierung ist eine Methode zur Vermeidung von Leiden

66.   Enttierung ist eine Methode zur Vermeidung von Leiden

Vorneweg:   Mit Enttierung ist hier nicht die Entfernung von Tieren gemeint, sondern die Überwindung der überstarken Kontrolle menschlichen Denkens und Verhaltens durch tierische Instinkte.

Homo homini lupus est.   Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.    
Dieses Sprichwort zeigt deutlich das ungelöste Grunddilemma der menschlichen Existenz.   Ein menschliches Gehirn kann jemanden entweder zum brutalen Wolf werden lassen oder zu jemandem, der das erkennen und in Worte fassen kann. 

Wir leben in einer Welt, in der einerseits Grausamkeit und Ausbeutung alltägliche Ereignisse sind, in der andererseits auch viele gutwillige Menschen aufgrund einer Vielzahl von Denkrichtungen einige solcher Verhaltensweisen ablehnen oder abmildern wollen.    Pazifismus, Feminismus, Sozialismus, Egalitarismus sind Beispiele für solche Denkrichtungen.

Alle diese Denkrichtungen richten sich entweder direkt gegen Verhalten und aber gegen Wertsysteme und Überzeugungen, die zu solchem Verhalten führen.   Die wirklichen Ursachen werden verkannt oder fälschlicherweise Einflüssen durch Kultur und Erziehung zugeschrieben.

Jede physische Grausamkeit, die Menschen anderen Menschen antun, beruht auf Verhalten, das sich auch bei Tieren beobachten läßt, also auf instinktivem, evolutionär erfolgreichem Verhalten.  Auch viele Formen von emotionaler Grausamkeit sind Effekte davon. 
Wenn sein Wertesystem und seine Überzeugungen jemandem bestimmtes, von den Opfern als Grausamkeit erlebtes Verhalten erlauben oder sogar vorschreiben, wird dadurch ein schon vorhandener Drang zu tierischem, instinktivem Verhalten verstärkt.   Was bewußt für gerechtfertigt gehalten wird, ist dadurch der Selbstkritik und Selbstkontrolle entzogen.


Die unangenehme Realität ist, daß Rücksichtlosigkeit leider gleichzeitig anderen Schaden zufügt und die Arterhaltung fördert, wenn nicht sogar ermöglicht.  
Alle heute lebenden Menschen hatten zumindestens überwiegend männliche Vorfahren, die auch unter den ungünstigen Lebensbedingungen der langen Vorgeschichte rücksichtslos genug waren, um sich erfolgreich zu vermehren und ausreichende Kontrolle über Ressourcen und Frauen zu erlangen.   Die weiblichen Vorfahren waren entweder auch rücksichtslos oder sie waren nicht in der Lage, erzwungene Fortpflanzung zu vermeiden.  

Das heißt, die Anlage zur Rücksichtslosigkeit bei der Weitergabe der eigenen Gene ist ein integrierter Aspekt des mehr oder minder stark angeborenen Fortpflanzungsinstinkts.  Beim Wirken der den Fortpflanzungsinstinkt unterstützenden Sekundärinstinkte wird das sehr deutlich.  

Dabei gibt es zwei Stufen:

1.  Beschaffung der Ressourcen: Absolute und unkontrollierte Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit.  
Hier wirken Herdeninstinkt und Ingroup-Outgroup-Instinkt.  Alle möglichen und erdenklichen Mittel und Methoden werden angewandt für das Ziel, der eigenen Gruppe die uneingeschränkte und vollständige Kontrolle über alle insgesamt vorhandenen Ressourcen zu verschaffen.  Zu diesen Methoden gehören Krieg, Genozid, Vertreibung, Kannibalismus, Plünderung und Versklavung.   Dazu gehört aber auch der Einsatz wirtschaftlicher Macht, durch die in fernen Ländern versklavte und verelendete Menschen gezwungen werden, für andere außerhalb des eigenen Landes das materielle Wohlleben zu erarbeiten.

2.  Verteilung der Ressourcen.  Modifizierte und kontrollierte Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit.  
Hier wirkt der Hierarchieinstinkt.   Wer im Wettkampf und Wettbewerb über die Konkurrenten siegt, erzielt damit Macht über Ressourcen und erleichterten Zugang zur fortpflanzungswilligen Frauen.   Diese Ressourcen erleichtern das Überleben und den Fortpflanzungserfolg weiterer Generationen.   
Dieser Umverteilungswettkampf wird aber gesellschaftlich so weit kontrolliert, daß die Befähigung der Gruppe oder Gesellschaft zum gemeinschaftlichen, unkontrollierten Beschaffen der Ressourcen wie in 1. nicht verhindert wird.   Ein hierarchischer Verteilungskampf ist nur möglich, wenn zu verteilbare Ressourcen vorhanden sind.  
   
So weit vorhanden, wird durch diese instinktiven Tendenzen bei Männern überwiegend proaktives Verhalten bestimmt, bei Frauen eher durch Duldung und Erziehung der nächsten Generation gezeigte Akzeptanz.

  
Das Hauptübel der Menschheit sind deshalb die Instinkte, deren katastrophale Auswirkungen dadurch ermöglicht und verstärkt werden, daß viele Menschen sich mit ihrer instinkthaften Verhaltensmotivation identifizieren.   Diese Menschen erleben solches Verhalten als so selbstverständlich, daß sie die Alternativen nicht einmal erkennen können.    Sie verwechseln die Wahrnehmung ihrer eigenen Verhaltensimpulse und instinktiven Bedürfnisse mit einer vermeintlich automatischen Rechtfertigung dafür, daß bei solchem Verhalten das Leiden der Opfer nicht berücksichtigt zu werden bräuchte.
 
Der Fortpflanzungsinstinkt wird ohne jegliche kritische Reflexion so interpretiert, als gäbe es eine Pflicht, sich entweder selbst fortzupflanzen oder zugunsten der Fortpflanzung anderer alle direkten und indirekten Nachteile willig zu ertragen und sich nicht dagegen zu wehren.


Wenn ein wohlmeinender und rational denkender Mensch jede Grausamkeit gegen Mitmenschen ablehnt, bleibt das ohne eine bewußte Ablehnung auch der zugrundeliegenden Instinktgetriebenheit trotzdem erfolglos und wirkungslos.   

Sowohl die instinktiven Verhaltenstendenzen als auch die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes zu zielgerichtetem und antizipatorischem Verhalten unter Verwendung von Informationen und Erfahrungen sind gleichermaßen Realität. 
Es ist einerseits möglich, daß der Verstand zum Werkzeug bei der Verfolgung instinktiver Ziele degradiert wird.   Der Verstand kann aber auch eingesetzt werden, um rationale, übergeordnete Ziele zu verfolgen und die Instinkte zu kontrollieren.   Das Kräfteverhältnis zwischen Verstand und Instinktivität ist individuell unterschiedlich.  Männer können ihren Verstand sowohl dafür gebrauchen, um Frauen zu mißbrauchen oder um dafür zu sorgen, daß Frauen nicht mißbraucht werden.  

Das Maß an Instinktivität ist vermutlich angeboren.   Ob aber jemand seinen Verstand zur Durchsetzung oder zu Kontrolle der Instinkte verwendet, das läßt sich durch Kultur und Erziehung beeinflussen.  Damit Menschen andere nicht grausam behandeln, ist ein Umdenken erforderlich.    Hier muß die gezielte Enttierung der Menschen ansetzen. 

Diejenigen, die ihren Verstand als Werkzeug zur Verfolgung grausamer instinktiver Ziele gebrauchen und subjektiv dadurch Vorteile erleben, sind gefährlich und vermutlich rational dabei nicht oder sehr wenig beeinflußbar.    
Diejenigen aber, die zwar wohlmeinend sind und Leiden erzeugendes Verhalten als solches ablehnen und bekämpfen, haben wenig Erfolg, solange sie die verursachenden Instinkte unbeachtet lassen oder gar prinzipiell auch selbst akzeptieren.   
 
Für eine erfolgreiche Enttierung müssen zuallererst die Instinkte als das wirkliche Grundübel anerkannt werden.   Wer die Instinkte in sich ablehnt und kontrolliert, reduziert automatisch auch die Verhaltensimpulse, die beim Ausleben anderen Menschen Schaden zufügen würden.