Donnerstag, 3. September 2015

70. Die Tit-for-Tat-Strategie im Alltagsleben

70.  Die Tit-for-Tat-Strategie im Alltagsleben

Das Verhalten derjenigen, die vom religiösen Wahn befallen sind, es gäbe einen Gott, der in einem angeblichen Leben nach dem Tod für erlittenes Leiden einen Ausgleich schaffen würde, ist oft von diesem Wahn geprägt.   Einerseits sind viele bereit, sich aufzuopfern und Zumutungen zu erdulden.   Damit schaden sie sich selbst.  Noch viel schlimmer aber sind diejenigen, die anderen Schaden und Leid zufügen und das damit rechtfertigen, daß der angebliche Gott das spätestens nach dem Tod in Ordnung bringen würde. 

Wer hingegen rational ist, berücksichtigt nur die Zeitspanne bis zum Tod und orientiert sein Verhalten am Ziel eines gerechten Ausgleichs zwischen Nehmen und Geben, zwischen Schädigen und Erleiden.   Das läßt sich mit der Tit-for-Tat-Strategie realisieren. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Tit_for_Tat

Das bedeutet, daß man reaktiv andere so behandelt, wie man selbst zuvor behandelt wurde.  
Wer proaktiv eine Interaktion initiiert, orientiert sich an der goldenen Regel.  Der andere wird als erster Schritt im Rahmen der Möglichkeiten so behandelt, wie er behandelt werden möchte.  

Für die Gestaltung des Alltagslebens nach dem Tit-for-Tat-Prinzip muß zusätzlich ein wichtiger weiterer Faktor berücksichtigt werden.   Dieser Faktor ist der Zweck von Interaktionen mit anderen Menschen.  Wenn dabei Erleichterungen beim Überleben und beim Bewältigen der Alltagsanforderungen im Vordergrund stehen, dann sind zwar Austauschbeziehungen von wechselseitiger Unterstützung erstrebenswert, während ein Kleinkrieg von wechselseitiger Rache niemandem etwas bringt.   Deshalb ist das Tit-for-Tat-Modell für das Alltagsleben um die Option des Interaktionsabbruches erweitert.

Wer im Diesseits gut und fair behandelt werden möchte, hat zwar oft keinen Einfluß auf das Verhalten von denjenigen, die ihn schädigen und ausnutzen wollen.   Aber er hat meistens die Option, sich diesem Verhalten erst gar nicht oder nur kurzzeitig auszusetzen.    Außerhalb von einigen Extremsituation haben die meisten Menschen die freie Entscheidung bei der Wahl der Interaktionspartner oder mindestens bei der Dauer oder Häufigkeit der Interaktion.  

Deshalb bedeutet für mich das gelebte Tit-for-Tat-Modell, daß ich nur Kontakt mit Menschen pflege, die mich gut behandeln und die mir dadurch Grund und Anlaß geben, sie auch gut zu behandeln.   Alle anderen sind es nicht wert, mich mit ihnen abzugeben.   Streit, Konflikte, Auseinandersetzungen bringen mir nichts.